Montag, 15. Februar 2016

Wie die Zeit lernte zu fliegen und nun nicht mehr zu bremsen ist

Pura Vida aus Costa Rica,

Zuerst einmal: es tut mir sehr leid, dass ich mich die letzten fast fünf Monate (oder ist es vielleicht schon so lange her seit dem letzten Eintrag?) hier nicht gemeldet habe, aber die Zeit auf der Arbeit und die freien Tage waren stark von Stress geprägt, immer gab es irgendwas zu tun oder ich hatte meinen Laptop gerade nicht zum Schreiben zur Hand. Außerdem hat sich in diesen Monaten kaum etwas verändert, was mein Leben hier betreffen würde. Für mich ist das Leben hier zum Alltag geworden, es ist zwar jeder Tag anders und man lernt etwas Neues, was es nie langweilig werden lässt, aber trotzdem fühlt es sich so wie ein zweites Zuhause und selbstverständlich an, als müsste ich nie wieder nach Deutschland zurück. Und außerdem, auch wenn ich über meine Ausflüge geschrieben hätte, wäre sehr schnell der Eindruck entstanden, ich bin hier auf Urlaub hier, was nicht stimmt, da ich wie gesagt die meiste Zeit arbeite.
Hier allerdings ein kleiner Rückblick:
Im Park selbst hat sich viel getan. Die Regenzeit ging wie erwartet sehr trocken vorüber und jetzt ist es hier schon so trocken, dass ich mir fast wie in Deutschland im Winter vorkomme, nur ohne Schnee und Kälte, weil die Bäume alle ihre Blätter verloren haben. Weihnachten habe ich auf der Arbeit verbracht, aber da ich sowieso auf Grund der Hitze und der anderen Lokalität keine Weihnachtsstimmung hatte, war mir das egal und ich habe es genossen, dieses Fest einmal aus diesem Blickwinkel zu sehen.
Silvester war ich dann über Nacht zuhause bei meiner Gastfamilie, war ein ganz ruhiger Abend, wir haben ein bisschen gefeiert, ich bin allerdings früh ins Bett gegangen, weil ich am nächsten Tag wieder arbeiten musste. Diese Feier fand übrigens nicht mehr im Dorf El Salto statt, sondern ich wohne jetzt mit meiner Familie ganz im Süden Liberias, von Weg her ist das zwar das gleiche, aber es zumindest formell näher :D Insgesamt hat sich bei mir in den letzten Monaten bezüglich meiner Gastfamilie nicht viel verändert. Ich bin schließlich nie da, und wenn ich frei habe bin ich ein oder zwei Tage von 5 da. Deshalb haben ich und auch meine Gastfamilie längst eingesehen, dass sich diese Beziehung nicht sehr verinnerlichen wird. Ich kann schließlich Geburtstage, Weihnachten, Feiern und alltägliche Ereignisse fast nie miterleben. Für mich sind die Kollegen, größtenteils schon eher Freunde, und der Park an sich meine Familie.
Im Januar ging es dann wieder weiter mit der Arbeit, Mitte des Monats waren wir in Panama-Stadt auf dem The Day After Festival, sehr elektronisch geprägt, aber war wirklich sehr geil, auch die Stadt, die sich zumindest in einem Viertel den kolonialistischen Flair erhalten hat (nicht wie San José).
Danach hatten wir nach einer weiteren Woche Arbeit unsere dritte von vier Orientierungen von AFS Costa Rica, die letzte vor dem Ende. Wir haben dabei über unsere persönliche Entwicklung und die unserer Projekte geredet, die ja jeder von uns machen muss. Ich kann momentan nur sagen, dass ich hier sehr zufrieden bin, auch wie sich alles entwickelt hat, und auch mit meinem Projekt, der Übersetzung der Internetseite, mache ich große Fortschritte und werde schon in den nächsten Woche die erste Teile veröffentlichen. Wir waren im Rahmen dieser Orientierung auch in einem Indianerreservat auf der Karibikseite. Ich habe mir das Leben dieser Menschen vorher noch sehr traditionell vorgestellt. Als wir dort ankamen, war ich sehr überrascht zu sehen, dass der Großteil dieser Menschen wie ganz normale Ticos lebt, mit Fernsehen, Internet etc. und nur noch diejenigen, die teilweise von der Zivilisation aus eine 4-Tageswanderung entfernt leben, wie früher leben, aber auch schon stark beeinflusst sind. So wurde uns erklärt, dass die Ureinwohner immer noch nicht die gleiche Staatshilfe erhalten wie andere und es für sie auch schwierig ist, die mehr als überteuerten Lebensmittel zu kaufen. Dabei wird laut der Erklärungen unseres Guides, selbst Angehöriger eines Stammes, beispielsweise ein Pfund Salz mit 100 (!) Gramm Marihuana aufgewogen, hat also einen immensen Wert.
Zurückgekommen von dieser Erfahrung wurde mir jetzt, Anfang Februar schon klar, dass die jetzt nur noch verbleibenden vier Monate schneller vergehen werden, als ich es mir vorstellen kann, denn wir haben bis zur unserer Rückreise schon fast alles durchgeplant, was wir jeweils machen wollen, da wir es sonst nicht schaffen, alles von Costa Rica und den umliegenden Ländern zu sehen. Ich werde ich euch Fotos zukommen lassen, sei es hier oder über andere Medien :D
Außerdem werden mich an Ostern auch meine Mutter und meine Schwester besuchen kommen, um mal nach dem Rechten zu sehen und das Land etwas kennenzulernen.
Man sieht also, dass diese Zeit sehr schnell vergehen wird. Ich werde jetzt nachher unten noch ein paar Eindrücke aus einigen meiner Ausflüge anhängen, Bilder sagen sowieso mehr als Worte :)

Bis bald,

Euer Ralf
Panorama über den schönsten Strand im Nationalpark Manuel Antonio vom Strand aus...
... und von einem Aussichtspunkt aus

Ein Faultier:) Die Tiere waren dort zwar relativ schön und sehr nah zu beobachten, aber gerade deswegen taten sie mir leid, weil sie zu sehr an den Menschen gewöhnt sind. Ich kam mir dort wie in einem Vergnügungspark vor, wenigstens war die Landschaft sehr sehenswert.
Ich mit meinen Mitfreiwilligen.

Der Blick zur einen Seite vom Hostel in Panama City...
... und zur anderen Seite

Blick über die einzige Skyline Lateinamerikas
Und hier nochmal von oben kurz vorm Sonnenuntergang

Mit Dominik, einer aus unserer Jungsgruppe am Festival



Mit meiner Mitfreiwilligen aus dem Park im Nationalpark Tenorio



Hier noch eine Karte vom Gebiet, das mein Nationalpark umfasst. Ich arbeite im Sektor Santa Rosa in Playa Naranjo